28.08.2020

Abschied vom Handschlag?

Der Handschlag hat in unserem Kulturkreis Tradition und bis heute eine wichtige Funktion. Er drückt Nähe und Verbindlichkeit aus, ist eine Geste des Friedens und Vertrauens und besiegelt Verträge. Doch werden wir uns je wieder die Hände schütteln?

In frühester Kindheit wurde uns eingebläut artig die Hand zu geben und seitdem haben wir unzählige Hände geschüttelt. Doch nun werden stattdessen die Hände gewaschen und dabei sollen wir – auf Empfehlung der Virologen – zweimal „Happy Birthday“ singen.

Den Brauch des Händeschüttelns gibt es in der europäischen Kultur schon sehr lange. Schon die alten Griechen und Römer begrüßten sich per Handschlag. Auch die Bibel kennt den Handschlag. Im neuen Testament lesen wir, dass Paulus in Jerusalem „die rechte Hand der Freundschaft“ gereicht wurde. Im Mittelalter drückte der Handschlag aus, dass man keine Waffe in der Hand trug.

Wir sind es gewohnt uns zur Begrüßung und Verabschiedung höflich die Hand zu reichen. Es ist eine Geste des Respekts und zeigt Nähe. Wir versuchen dabei auch unserem Gegenüber ohne Worte Lob, Anerkennung oder Beileid auszusprechen. Und jetzt? Eine wichtige Kulturtechnik ist in Gefahr verloren zu gehen und wir sind auf der Suche nach neuen Formen der Verbindlichkeit und Gesten. Entscheiden wir uns am Ende gar mit dem Ellenbogengruß für eine „Ellenbogengesellschaft?“

Doch ganz gleich welche Formen wir auch finden die Erinnerung daran wie es früher war wird bleiben. Und bei so manchem von uns bleibt vielleicht auch der Wunsch, dass es wieder so wird. Doch das kann noch dauern. Wünschen wir uns bis dahin einfach mit den Beatles  „I wanna hold your hand“.

(AK)

Copyright Fotos: Ilse Dittrich